Energieexpertin Wibke Brems mit Bökendorfer BürgerInnen im Gespräch - „Ein runder Tisch kann bei der Lösung behilflich sein!“

15.04.14 –

Schon im Januar hatten die Brakeler Grünen die Sprecherin für Klimaschutz und Energiepolitik der grünen Landtagsfraktion, MdL Wibke Brems, eingeladen. Ursprünglich sollte der Klimaschutz das Thema eines Vortrags und Gesprächs mit den Brakelern sein. Dann wurde im Februar bekannt, dass die Süd-Link Stromtrasse durch den Kreis Höxter gebaut werden sollte. „Uns Grünen aus Brakel war sofort klar, dass wir den Bökendorfern, die bereits mit zwei Stromtrassen belastet sind, Hilfe anbieten mussten und baten die grüne Fachfrau, selbst Dipl.-Ingenieurin für Elektrotechnik, um eine Änderung der Thematik im Sinne der Bökendorfer“, so Hans-Georg Harrer, Sprecher des Brakeler Ortsverbandes. Begleitet wurde sie von dem parteiunabhängigen Landratskandidaten Karl-Heinz Gaus.

In einem Kurzvortrag erklärte sie ihren ZuhörerInnen den zukünftigen Stromnetzausbau und dass an Stromtrassen durch das Land kein Weg vorbeiführe, nicht nur um die Energiewende zu befördern, sondern auch um das Stromnetz zu ertüchtigen. Aufgrund der Stromeinspeisung durch erneuerbare Energien sei das Netz keine Einbahnstraße mehr, das heißt BürgerInnen entnähmen nicht nur Strom, sondern speisten ihn auch in Form von Photovoltaik- und Windanlagen ins Netz ein. „Nichts wird die Energiewende mehr aufhalten können“, so die Expertin. Allenfalls könne sie verlangsamt werden. Je besser der Ausbau im Kleinen geschieht, je weniger werde das Übertragungsnetz im Großen gebraucht.

Kritisch ging Frau Brems mit dem privaten Netzbetreiber TenneT um. Er habe zwar die umfangreiche Informationen ins Internet gestellt, allerdings seien die Planungsergebnisse nicht transparent genug und nachvollziehbar. Hier könnte die Bökendorfer Bürgerinitiative ansetzen und in einer Art runden Tisch mit Hilfe des Wirtschaftsministeriums NRW, TenneT und die Bundesnetzagentur als Beteiligte zu näheren und genaueren Informationen drängen. Eine Verbesserung des Trassenverlaufs im Sinne der Bökendorfer sei dann möglich. Sie könne als Landtagsabgeordnete hier eine Türöffnerfunktion darstellen. „Schicken Sie mir bitte Ihre Argumente und Fragen zu, damit ich sie weiterleiten kann.“ Ein runder Tisch setze allerdings Konsens- und Kooperationsbereitschaft auf allen Seiten voraus. „Eine Alles oder Nichts-Haltung ist nicht hilfreich.“ Demos, Unterschriftenlisten und lautstarkes Protestieren müsse zwar sein, allein im Verfahren gelten andere Aussagen fach- und sachlicher Art. Schlimm sei auch, dass die vormalige Bundesregierung ein Beschleunigungsgesetz heraus gebracht habe, dass den Betroffenen kaum Rechts- und Handlungsmöglichkeiten gebe.

Der Landratskandidat Karl-Heinz Gaus pflichtete der Landtagsabgeordneten bei. Ihm sei nicht ersichtlich, warum der Landrat nicht früher in der Vorplanung, als die Grobtrassenplanung eingestiegen sei, seinen Einfluss geltend gemacht habe. Andere Landkreise, viele Naturschutzverbände und auch die Grünen hätten Einwände zur Grobplanung gemacht. So sind die Einwendungen der NRW-Landesregierung im Bundesrat von der schwarz-gelben Mehrheit zurück gewiesen worden.

Auch sei ihm unverständlich, dass im Sinne einer effektiven Doppelstrategie die Strom- und die Breitbandverkabelung nicht zugleich in Angriff genommen werde. Der Kreis Höxter leide wirtschaftlich in unerträglicher Weise unter langsamen Internetverbindungen. Hier müsse der Landrat in die Zukunft schauen, um den Kreis wirtschaftlich besser aufzustellen.

An dieser Stelle wurde deutlich, dass viele ZuhörerInnen ein deutlicheres Bekenntnis zur völligen Ablehnung der Trasse erwartet hatten. „Wir sind nicht der Seehofer, der heute die Trasse beschließt und sie morgen im Wahlkampf wieder bekämpft“, so Hans-Georg Harrer. Einige Zuhörer kritisierten, dass auf die Natur mehr Rücksicht genommen würde als auf die Menschen. Es sei ihnen nicht einsichtig, dass die Trasse nicht im „grünen Band“ entlang der ehemaligen Zonengrenze verlegt werden könne. Die Tiere würde das weniger stören als die Menschen im Siedlungsbereich. Auch eine Trasse an der A 7 sei möglich ohne Eingriffe in die Natur. Wibke Brems machte deutlich, dass jeder Eingriff in die Natur ausbalanciert werden müsste. Jede Art der Energieerzeugung und –verteilung bedeutet einen Eingriff in die Natur und Beeinträchtigung von Menschen. Der Einsatz Erneuerbarer Energien beinträchtige jedoch Mensch und Natur am wenigsten. Eine Stromtrasse durch das sogenannte „grüne Band“ erfordere den Bau belastbarer Straßen, auf denen die schweren Kabel-Lkw’s fahren müssten. Diese Straßen müssten wegen der Reparaturarbeiten an der Stromtrasse ständig unterhalten werden. Ein letztlich unzumutbarer Eingriff in die Natur. Hans-Georg Harrer forderte hier die Bökendorfer auf, den Naturschutz als eine wichtige Möglichkeit zum Einspruch zu nutzen. Leider hätte der Kreis Höxter in der Vergangenheit mit der Ablehnung des Nationalparks und des von der CDU vorgeschlagenen Biosphärenparks Möglichkeiten verpasst, im Naturschutz zu punkten.

Brems will die Fragen der Bürger, die die Firma TenneT nur unzureichend beantwortet hat, der Firma noch einmal stellen und auf Antworten drängen.

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